Seit rund einem Jahr beschäftige ich mich mit der 3D-Software Cinema 4D. Schon bald habe ich gemerkt, dass das Rendern von komplexeren Szenen zum Teil richtig lange dauern kann. Das liegt natürlich auch daran, dass mein Notebook nicht unbedingt für solch intensive Berechnungen ausgelegt ist. In dieser Branche sind normalerweise ganz andere Geschütze am Werk. Performante Workstations mit einem bzw. mehreren Prozessor(en), mit Dutzenden Kernen, auf die die Last aufgeteilt werden kann, sind die Norm. Noch besser, wenn man eine Renderfarm zur Verfügung hat, also mehrere Computer, die miteinander verbunden sind und so die anfallende Arbeit noch besser aufteilen und schneller erledigten können.
Zum Glück bietet Cinema 4D mit dem Team Render genau diese Methode an. Das nutzte ich aus und verband mein Notebook mit meinem alten Laptop und dem Desktop-Computer in meinem Büro. Damit konnte ich die Renderzeit schon stark reduzieren. Doch das reichte mir noch nicht. Ich recherchierte was für Möglichkeiten es für einen unvermögenden Student wie mich gibt. Alle Workstations und Render-Computer, die es auf dem Markt gibt, sind aber viel zu teuer für mich, in Anbetracht, dass ich Cinema 4D nur als Hobbyist verwende. Ich wollte also meine Träume von schnelleren Renderings schon fast begraben, als ich auf folgendes Video des YouTubers Linus Tech Tips stiess:
In diesem Video erklärt Linus, wie er aus "alten" Server-Komponenten, die er spottbillig erwerben kann, eine Gaming-Workstation zusammenbau.. ehm.. zusammenbastelt. Sein Fazit: Zum Gamen ist dieser Computer nicht zu gebrauchen, da die Taktfrequenz eines einzelnen Kerns zu wenig hoch ist und keine moderne Grafikkarte verbaut werden kann - aber bei Aufgaben, bei denen mehrere Kerne des Prozessors ausgelastet werden können, gibt die Kiste schon ordentlich was her. Das zeigt das Benchmark ab 6:09 recht deutlich. Das alte Server-Rack mit 4 Prozessoren kann mit der aktuellen High-End-Ware nicht ganz mithalten. Aber in Anbetracht der angefallenen Ausgaben hat das Board ein überaus gutes Preis/Leistungs-Verhältnis!
Die Idee, ausgediente Server-Komponenten zu kaufen und wiederzuverwerten fand ich genial. Die Hardware von Speicher- oder Applikationsservern ist weitaus performanter, als die von "normalen" Desktop-Computern. Und wie Linus im Video erwähnt, findet man im Internet Unmengen an solchen Komponenten, die Firmen aufgrund eines kurzen Lifecycles nicht mehr brauchen und billig anbieten. Also machte ich mich auf die Suche nach günstigen, gebrauchten Servern, auf denen ich meine Renderings durchführen konnte.
Sehr oft fand ich Server-Racks mit vielen Harddisk-Slots. Die waren nicht interessant für mich, ich suchte solche mit möglichst starken Prozessoren. Am besten gleich zwei auf einem Motherboard. Auf Servershop24.de fand ich dann das Modell Dell PowerEdge R620, bei dem ich dachte, das könnte passen. Allerdings waren die Preise ungemein hoch und sprengten meine Preisvorstellungen klar. Ich wartete also noch ab mit dem Kauf eines so teuren Geräts. Ich war ja nicht sicher, dass mein Vorhaben dann auch klappen würde, weswegen ich nicht zu viel Geld für dieses Experiment ausgeben wollte. Zum Glück wartete ich noch mit dem Kauf, den einige Tage später fand ich dieses, beeindruckende Stück Metall:
Auf ricardo.ch habe ich das Server-Rack «SuperServer 6026TT» von Supermicro gefunden und auch direkt ersteigert. Denn solch ein Schnäppchen durfte ich mir einfach nicht entgehen lassen:
In einem sogenannten Node waren zwei Intel Xeon E5620, mit vier Kernen, 12 MB Cache und einem Basistakt von 2.4 GHz, verbaut. Zusätzlich 16 GB RAM, zwei Gigabit Ethernet-Ports, 2x USB, 1x VGA, einen PCI-Express Slot und Anschlüsse für drei Festplatten. Mit Hilfe von Hyper-Threading kommt man also schon auf 16 Threads. Und das auf einem einzigen Node! Nun war in diesem Server-Rack nicht nur ein Node verbaut. Nein, auch nicht zwei - ganze vier Nodes passen in dieses 2U-Rack. Somit hat man insgesamt 8 Prozessoren und 64 Threads zur Verfügung.
Und das Allerbeste kommt noch! Der Preis für dieses Ding: dieses Server-Rack konnte ich für CHF 190.- ersteigern! Dazu kamen 50 Franken für den Transport, aber 240 Franken für eine solche Maschine ist verdammt wenig, wenn ich an den Dell Poweredge R620 denke, den ich ursprünglich im Visier hatte.
So viel zum Teil 1 dieses Experiments. Im nächsten Teil erzähle ich, wie ich diesen SuperServer in Betrieb nehme und was es dazu alles braucht.